Chronik
Die Anfänge
des Schützenwesens reichen weit zurück in die Vergangenheit.
In der von Kriegen und bewaffneten Überfällen heimgesuchten Zeit des
Mittelalters
schlossen sich einsatzbereite wehrfähige Männer zu Schutz- und
Abwehrgemeinschaften zusammen, deren Schutzpatron der hl. Sebastian war.
Den Mitgliedern, die sich Schützen nannten, war also der Schutz von Haus und
Hof, von Stadt und Land anvertraut. Die regelmäßigen Schießübungen wurden
anfangs mit der Armbrust, später mit Feuerwaffen durchgeführt. Nach
erfolgreichem Einsatz oder auch als Belohnung für fleißiges Üben fand dann
unter Beteiligung der gesamten Bevölkerung, die ihre Schützengilde als
gemeinnützige Einrichtung ansah, ein Schützenfest statt. Bei einer solchen
Gelegenheit wurde in friedlichem Wettkampf der beste Schütze ermittelt, der
dann als Schützenkönig ausgerufen wurde. Diese Volksfeste verloren ihre
Beliebtheit, als im 17. Jahrhundert die Bedeutung der Schützenbruderschaften
abnahm. Viel später erst erkannte man den ideellen Wert des alten
Brauchtums, und man versuchte, die Schützentradition vor Untergang und
Vergessenwerden zu retten. Durch Betonung des Schießsports in Verbindung
mit kulturellen Aufgaben, insbesondere der Pflege heimatgebundener Bräuche,
gab man den neu gegründeten Schützenvereinen einen zeitgemäßen Inhalt und
eine ansprechende Form.
Es soll hier nicht untersucht und aufgezählt werden, wann und wo im
Osnabrücker Land altes Schützenbrauchtum wiederauflebte. Es möge hier der
Hinweis genügen, dass auch im nördlichen Vorfeld der Stadt, rund um den
Piesberg, Schützenvereinigungen entstanden.
Wenn die Hollager in Liebe und Dankbarkeit sich der Männer erinnern, die vor
81 Jahren die Gründung dieses Vereins vornahmen, der heute in der gesamten
Bevölkerung hohes Ansehen genießt und aus dem kulturellen Leben der
Gemeinde einfach nicht mehr fortzudenken ist, so muss doch vermerkt werden,
dass bereits vor mehr als 134 Jahren in Pye ein Schützenverein bestand, dem
auch Hollager Bürger als Mitglieder angehörten.
Es erscheint notwendig, sich einmal die damalige soziologische Struktur unserer
Heimat zu vergegenwärtigen. Von den etwa 1000 Personen, die in Pye und
Hollage ansässig waren, lebten die meisten von der Landwirtschaft oder waren
in den Kohlegruben des Piesberges beschäftigt. Die selbstverständliche
Kameradschaft bei der schweren, gefahrvollen Arbeit führte die Bergleute auch
außerhalb der Berufsarbeit enger zusammen. Sie schlossen sich einem Verein
an, der ihren persönlichen Neigungen und ihrer religiös-politischen
Einstellung
weitgehend entsprach: dem Schützenverein. Da einige am Schießsport
interessierte einflussreiche Osnabrücker Bürger in erreichbarer Nähe keine
anderen Schießstand zu Verfügung hatte, traten sie dem Pyer Verein bei, der
dann 1861 umbenannt wurde in "Piesberg-Osnabrück Schützenverein von
1858”.
Wenige Jahre vor der Jahrhundertwende geriet das Bergwerk, das inzwischen
aus dem Besitz der Stadt an den "Georgs-Marien-Bergwerks- und
Hüttenverein" übergegangen war, in wirtschaftliche Schwierigkeiten. Das
Feuer unter den Wasserhaltungsmaschinen wurde gelöscht und die Förderung
des schwarzen Goldes eingestellt. Die unter den Bergleuten entstandene
Unruhe infolge der Existenzbedrohung führte zwangsläufig zu einer Krise im
Schützenwesen, die damit endete, dass der alte Verein aufhörte zu bestehen.
Der Initiative traditionsbewusster Männer ist es zu danken, dass kurze Zeit
später der "Pye-Hollager Schützenverein" aus der Taufe gehoben
werden konnte.
Vereinslokal blieb bis 1920 die Gastwirtschaft Tepe in Hollage. Bedingt durch
mancherlei Nachkriegsschwierigkeiten kam es zu einer Aufspaltung in zwei
selbstständige Organisationen: den Pyer Schützenverein und den Hollager
Schützenbund, der also von dieser Stunde an ein Eigenleben führte.
Debatten angeblich nicht zu vermeiden waren, sind 85 Jahre vergangen. Mit
Bewunderung schauen die heutigen Vereinsmitglieder auf jene Männer, die zäh
und verbissen sich zur Aufgabe gesetzt hatten, das Schützenwesen moderner
Prägung in Hollage heimisch werden zu lassen.
Ein
neuer Schießstand wird gebaut
"Aller Anfang
ist schwer". Das bewahrheitete sich, als man begann, auf dem
Gelände des neuen Vereinswirtes Josef Strößner (jetzt Franz Strößner) einen
Schießstand herzurichten, der den baupolizeilichen Vorschriften entsprechen
musste. Abend für Abend fanden sich 30 bis 35 freiwillige Arbeitskräfte, die
in
dem harten Felsgestein nur mühsam vorwärts kamen. Endlich (1960) war es
geschafft, und eine vorbildliche Anlage konnte ihrer Bestimmung übergeben
werden. Vierzig Jahre genügte sie allen Anforderungen, dann wurde sie
"generalüberholt" und modernisiert. Mit Umsicht und Sachkenntnis hat
der
Schießmeister Heinrich Stallkamp die Erneuerungsarbeiten geleitet.
Der 1. Juli 1983 war für den Schützenbund Hollage ein besonderer Tag in seiner
Vereinsgeschichte. Nach mehr als 60 Jahren wurde eine vom amtierende König
Horst Radtke gestiftete neue Vereinsfahne geweiht und dem Verein übergeben.
Die aus dem Jahre 1922 stammende alte Fahne wird seitdem im Vereinslokal
Strößner als Erinnerungsstück sorgfältig aufbewahrt.
Im Jahre 1987 begann der Verein wiederum mit dem Umbau des 1960 erbauten
Schießstandes zu einem neuen Leistungszentrum. Dem unermüdlichen Einsatz
zahlreicher Schützenbrüder und Schützenschwestern unter der Leitung des
damaligen Sportleiters Herbert Albrecht ist es zu verdanken, dass am
29.09.1989 der neue Schießstand fertiggestellt wurde.
Die Entwicklung bei den Schützenschwestern
Bereits 1971 wurden Satzungsänderungen beschlossen, die es ermöglichten
auch Frauen in den Schützenbund aufzunehmen. Von dieser Möglichkeit wurde
reger Gebrauch gemacht, so dass sich die Mitgliederzahl des Vereins sehr
positiv entwickelte. Auf Antrag der Schützenschwestern wurde es ihnen aber
erst Ende der siebziger Jahre ermöglicht in den Kampf um die Königswürde
einzugreifen. Im Jahre 1988 konnte der damalige Präsident Willi Wappler die
Königskette einer Schützenschwester übergeben.
Erstmals in der Vereinsgeschichte hatte eine Schützenschwester
Birgit I. (Zerrun) die Königswürde errungen.